Die Brunftzeit beim Rehwild bezeichnet man als Blattzeit. Diese Bezeichnung kommt vom Buchenblatt, welches man zum Nachahmen des Fiepens der getriebenen Ricke (Geiß) oder des Kitzes einsetzt.
Rehwild brunftet im Juli / August (3 bis 4 Wochen lang). Den Brunftbeginn erkennt man an der erhöhten Aktivität (insbesondere der Jungböcke). Je wärmer das Wetter, umso lebhafter ist die Brunft. Zu Brunftkämpfen (ähnlich dem Rotwild) kommt es nicht. Treffen 2 rivalisierende Brunftböcke aufeinander, kommt es anfangs zu Imponiergehabe, dann zu Drohgebärden (gesenktes Haupt) und Plätzen und Gehörnstößen ins Leere.
Die Brunft des Rehwildes ist eine Einzelbrunft. Jede Ricke (Geiß) ist nur wenige Tage brunftig. Es bilden sich keine Brunftrudel. Neben den Ricken (Geißen) nehmen an der Brunft auch die Schmalrehe (zu diesem Zeitpunkt ca. 14 Monate alt) teil. Beim kreisförmigen Treiben entstehen die sogenannten Hexenringe. Dies sind kreisförmige Spuren im Bodenbewuchs des Waldes oder im Feld.
Die Lautäußerungen eines treibenden Bockes bezeichnet man als Keuchen. Von der getriebenen Ricke (Geiß) hört man Fiepen oder leise Angstschreie. Hohes Fiepen dient auch der Verständigung zwischen Ricke (Geiß) und Kitz.
Die Tragzeit beim Rehwild beträgt insgesamt ca. 42 Wochen. Diese lange Zeit ist durch die Eiruhe (Embryonalruhe, Diapause) bedingt. Die Eiruhe beim Rehwild dauert ca. 18 Wochen (bis Ende Dezember / Wintersonnenwende). Dies ist die Zeit zwischen Befruchtung und verzögertem Beginn der Entwicklung des Embryos. Dadurch wird verhindert, dass die Kitze zu früh im Jahr gesetzt werden. Die Brunft ist sehr energiezehrend. Darum ist beim Rehwild die Brunft in den Hochsommer vorverlegt und findet nicht in der Notzeit statt, in welcher mit Energie sehr sparsam umgegangen werden muss.
Die Kitze werden im Mai / Juni gesetzt (behaart und sehend). Eine Ricke (Geiß) setzt in der Regel 1 bis 2, selten 3 Kitze. Frisch gesetzte Kitze können in den ersten Tagen der Mutter nicht so schnell folgen. Deshalb werden sie oft in hohem Gras abgelegt (Ausmähgefahr!)
Obwohl Kitze bereits ab der 2. Lebenswoche regelmäßig Grünäsung zu sich nehmen, werden sie ca. 6 bis 7 Monate gesäugt (Hauptsäugezeit vom Setzen bis zur Brunft). Am Gesäuge kann man am besten die führende Ricke (Geiß) vom Schmalreh unterscheiden. Die Mutterfamilie löst sich nach ca. einem Jahr auf. Im November sind Schmalrehe auch bei gutem Licht nicht mehr eindeutig von jungen Ricken (Geißen) zu unterscheiden. Für das Reifealter von Rehböcken gibt es keine feste Regel. Manche Böcke werden mit 3 Jahren schon territorial, mit 4 bis 6 Jahren sind die meisten Böcke als „reif“ zu bezeichnen. Danach setzen viele zurück.
Zuwachsrate:
Normalerweise liegt die Zuwachsrate etwa bei 80 bis 100 %, bezogen auf die Zahl der am 1. April vorhandenen weiblichen Rehe.



