Nur das männliche Rotwild trägt als Kopfschmuck ein knöchernes Geweih. Es dient dem Hirsch als Rangzeichen und als Waffe gegen Angreifer (Rivalen und ggf. Großraubwild).
Das Geweih wird jedes Jahr in den Monaten Februar bis April abgeworfen und anschließend wieder neu gebildet. Ältere Hirsche werfen zuerst ab. Den Monat Februar bezeichnet man als Hornung. Hierbei verliert der Hirsch seine beiden Stangen meist nacheinander mit bis zu drei Tagen Abstand. Das Abwerfen des Geweihes bedeutet für den Hirsch einen Verlust seiner bisherigen Rangstellung. Nach dem Abwerfen und mit dem empfindlichen Bastgeweih tragen die Hirsche ihre Streitigkeiten mit dem Schlagen der Vorderläufe aus (mit Erheben auf die Hinterläufe).
Die Neubildung des Geweihes dauert etwa 140 Tage. Man spricht von der Kolbenzeit. Die Hirsche bezeichnet man als Basthirsche oder Kolbenhirsche. Je nach Alter des Hirsches wird die Geweihbildung ab Mitte Juli abgeschossen. Während des Wachstumes ist das Geweih mit einer Nährhaut (= Bast) überzogen. Nach Beendigung des Geweihwachstumes stirbt diese ab und wird an Bäumen und Sträuchern abgerieben (abgefegt). Bis zum Verfegen vergehen somit ca. 5 Monate. Die typische Färbung erhält das Geweih beim Fegen durch Rückstände von getrockneten Pflanzensäften, Harz und vertrocknetem Schweiß (Blut).
Ältere Hirsche haben zu Beginn der Jagdzeit ab August verfegt, jüngere dagegen in der Regel noch nicht, bzw. nicht vollständig. Schmalspießer verfegen erst im September / Oktober.
Die Trophäen der Hauptwildart eines Revieres lassen Rückschlüsse auf die Revierverhältnisse und die Kondition des Wildes zu. Als gut veranlagt werden junge und mittelalte Hirsche bezeichnet, deren gute oder überdurchschnittliche Geweihentwicklung erwarten lässt, dass sie im Reifealter eine starke Trophäe tragen werden. Diese Hirsche werden auch als Zukunftshirsche bezeichnet. Bei manchen Hirschen trifft dies nicht zu. Diese werden deshalb als Abschusshirsche bezeichnet. Diese Einschätzung kann sich von einem Rotwildvorkommen zum anderen unterscheiden. So tragen die Berghirsche in der Regel ein geringeres Geweih als z. B. Flachlandhirsche in sehr äsungsreichen Lagen.